29.11.2010

Filmschau Baden-Württemberg zeigt Heimatfilme interkulturell

Vom 1. bis 5. Dezember 2010 findet die Filmschau Baden-Württemberg in Stuttgart statt. Der Jahresrückblick über das Filmschaffen in Baden-Württemberg zeigt Spiel-, Kurz-, Dokumentar- und Animationsfilme mit einem Bezug zum Bundesland. Weitere Informationen zur Filmschau Baden-Württemberg gibt es unter http://www.filmschaubw.de. In mehreren Filmen setzen sich die Filmemacher auch mit den Themen Integration, Migration und Multikulti auseinander.

Transnationalmannschaft
Der dokumentarische Heimatfilm beobachtet sieben Protagonisten in einem multi-ethnischen Mannheimer Stadtviertel während der Fußballweltmeisterschaft 2010. Der Deutsche Fußballbund und die Dietmar Hopp Stiftung unterstützten die Produktion, die in die Mannheimer Viertel Jungbusch und Filsbach führt. Der multikulturelle Hintergrund der deutschen Nationalelf dient als Aufhänger, um die Lebenswelt dieser Stadtteile näher zu beleuchten. Die sieben Protagonisten repräsentieren einen Querschnitt der Bewohner- und Arbeiterschaft des Viertels. Über sie und ihren Alltag wird die Stimmung vor, während und nach den Spielen der deutschen Fußballnationalmannschaft dokumentiert. Identitäten und Solidaritäten werden aufgedeckt. Die Einblicke in die Biografien, die Arbeitswelt sowie in Diskussionen über Heimat, Nation und Zuhause lassen den Zuschauer auf Deutschland, Mannheim und den Jungbusch durch die Brille der Protagonisten schauen. Der Titel "Transnationalmannschaft" spielt auf Teams wie die deutsche Nationalmannschaft an. In solchen Teams mit vielfältigen nationalen Hintergründen sind die Wurzeln einzelner Mitglieder zusammengewachsen. Die "transnationalen Teams" stellen im Alltag der Deutschen den Normalfall dar. Wir finden sie auf Polizeirevieren, in Anwaltskanzleien oder in Fußballmannschaften wie der des DJK Jungbusch. Die Nationalelf zeigte die gelungene Integration von Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen zu einem Team. Die jungen Fußballer aus Deutschland begeisterten mit ihren Spielen in Südafrika die ganze Welt.
http://www.filmschaubw.de/filmprogramm/programm/donnerstag-2-dezember-2010/transnationalmannschaft.html

Gurbet
Der 23-jährige Deutschtürke Metin wird nach zahlreichen Straftaten in die Türkei abgeschoben. In der ihm fremd gewordenen Heimat ist er hin- und hergerissen zwischen dem bescheidenen Fischerleben seines Onkels Nihat und dem zwielichtigen Nachtleben Instanbuls. Als er den Zuhälter Müslüm kennenlernt, droht Metin in einen gefährlichen Strudel aus Kriminalität und Doppelmoral zu geraten. Durch die Begegnung mit der Prostituierten Irina wird er von Metin auf die Probe gestellt.
http://www.filmschaubw.de/filmprogramm/programm/freitag-3-dezember-2010/gurbet.html

Wir sitzen im Süden
Sie melden sich mit Ralf Becker und Ilona Manzke. Sie sind freundlich, geduldig und kompetent. "Wir sitzen im Süden" lautet die Antwort auf gelegentliche Fragen der Kunden nach dem Standort der Firma. Die Callcenteragenten, die fränkisch, badenserisch oder auch hochdeutsch sprechen, sitzen tatsächlich im Süden – in klimatisierten Grossraumbüros mitten in Istanbul. Deutsche Firmen von Lufthansa bis Neckermann finden hier für wenig Lohn qualifizierte Arbeitskräfte. Was Bülent (30), Murat (39), Fatoş (43) und Çiğdem (33) miteinander verbindet, ist ihre Kindheit und Jugend in Deutschland. Für ein Leben in Istanbul haben sie sich nicht selbst entschieden. Nur Çiğdem, die junge Managerin mit deutschem Pass, hat sich Istanbul als Wahlheimat ausgesucht. Bülent wurde vor fünf Jahren abgeschoben. Fatoş und Murat wurden gegen ihren Willen von den Eltern in die Türkei geschickt. Selbst nach Jahrzehnten im Herkunftsland ihrer Eltern sind sie nie wirklich angekommen. Sie haben sich in einem Ersatzdeutschland eingerichtet. Mehr als 20 Jahre später ist es ungewiss, ob es eine Möglichkeit für sie gibt, nach Deutschland zurückzukehren. "Während meiner wochenlangen Recherchen in den Callcentern lernte ich Menschen kennen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen in der Türkei leben – aber oft nicht freiwillig. Die Biografien von Bülent, Fatoş und Murat stehen im krassen Gegensatz zur Globalisierung und der vermeintlich grenzenlosen Bewegungsfreiheit", gibt Regisseurin Martina Priessner zu bedenken.
http://www.filmschaubw.de/filmprogramm/programm/freitag-3-dezember-2010/wir-sitzen-im-sueden.html

Rot Gold Schwarz
Drei Menschen unterschiedlicher Herkunft bemühen sich in einer Gesellschaft zu bestehen, die keinen festen Platz für sie vorgesehen hat. Sie suchen Zugehörigkeit und Stabilität und stoßen dabei an die Grenzen von Moral und Würde. In der Abschiebehaft begegnen sie sich. An seinem ersten Arbeitstag als Sicherheitsfachmann wird Hanno vor die Wahl gestellt, zu funktionieren oder zu stagnieren: Er soll einen randalierenden Häftling zur Räson zwingen. Schafft er es nicht, führt sein Weg zurück in die Arbeitslosigkeit. Sami, ein junger Mann mit türkischen Wurzeln, wehrt sich heftig gegen seine Abschiebung in ein ihm fremdes Land. Stille Zeugin des Konfliktes wird Arta, die albanische Reinigungskraft der Haftanstalt, die unfreiwillig zwischen die Fronten gerät. "Rot Gold Schwarz" handelt vom Funktionieren und Scheitern des Einzelnen innerhalb unseres Gesellschaftsystems. Was sind die Folgen des eigenen bewussten oder unbewussten Handelns? Welche Vor- und Nachteile entstehen für mich und für andere? Welche Verantwortung trägt jeder von uns?
http://www.filmschaubw.de/filmprogramm/programm/donnerstag-2-dezember-2010/rot-gold-schwarz.html

Alan - Sohn von Nawal
"Alan - Sohn von Nawal" ist ein junger Iraker, der mit seinen Eltern vor dem Krieg aus der kurdischen Heimat floh. Tagsüber studiert Alan zum Wohlgefallen seiner Eltern Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität. Abends trainiert er leidenschaftlich für seinen Traum: Alan will Champion im Free-Fighting werden. Obwohl die Eltern Akademiker sind - der Vater Arzt, die Mutter Lehrerin für arabische Sprache und Mathematik – fanden sie in Deutschland keinen Anschluss an die Gesellschaft und integrierten sich nicht. Viele Versuche, in Deutschland Arbeit in ihrem gelernten Beruf zu finden, schlugen fehl. Somit entschlossen sich die Eltern wieder zurück in den Irak zu gehen, um dort zu leben. Ihr Sohn Alan ist hin und her gerissen zwischen diesen beiden Welten. Seine Eltern verlangen ihm viel ab in Bezug auf seine akademische Laufbahn. Alan aber verfolgt weiterhin sein Ziel: er will kämpfen, er will Champion im Free-Fighting werden. In dieser Disziplin, so scheint es, ist alles erlaubt. Deshalb gilt sie als härteste Kampfsportart der Welt. Beinahe jedes Wochenende stellt sich Alan seiner Angst und steigt in den Kampf-Käfig. Der Film portraitiert einen jungen Menschen, der als Kind den Krieg erlebt hat und sich als junger Mann wehrt. Nicht politisch, ohne bewusste Rachegedanken – dafür aber im Käfig: Mann gegen Mann.
http://www.filmschaubw.de/filmprogramm/programm/donnerstag-2-dezember-2010/alan-sohn-von-nawal.html

Das Rauschen des Meeres
In einem Abschiebegefängnis sitzt seit Tagen ein afrikanischer Flüchtling ohne Papiere und ohne bekannte Identität. Er schweigt und verweigert das Essen. Als der Gefängniswärter, der den suizidgefährdeten Afrikaner bewacht, ein verstecktes Foto eines kleinen Mädchens entdeckt, wird ihm klar, dass es sich um keinen gewöhnlichen Abschiebehäftling handelt. In der tristen Einsamkeit der Zelle entsteht allmählich eine freundschaftliche Annäherung zwischen den beiden Männern. Der Wärter ist der einzige, dem sich der Gefangene allmählich öffnet und dem er den Grund seiner illegalen Einreise nach Deutschland offenbart. Beide verbindet - trotz ihrer verschiedenen Welten - ein ähnliches Schicksal: Der Verlust eines geliebten Menschen. Entschlossen und bereit seinen Job zu riskieren, versucht der Wärter dem Gefangenen zu helfen, um ein Wiedersehen mit dem Mädchen auf dem Foto zu ermöglichen. Doch die Zeit ist knapp und die Abschiebemaschinerie bereits in vollem Gange.
http://www.filmschaubw.de/filmprogramm/programm/samstag-4-dezember-2010/das-rauschen-des-meeres.html

Schachmatt oder Hackfleisch
Irgendwo in Europa: Zwei Filmemacher, zwei Ansichten und viele Wahrheiten. Ein kurzer Einblick in das Leben von Asylbewerbern im Land der Freiheit und Gleichheit, wo nicht jeder frei und gleich sein kann. Ein Ort, wo Grenzen entstehen und Grenzen verschwinden – je nach Blickwinkel. Ein Film über Mauern, der an seine eigenen Grenzen stößt. Denn beim Versuch der filmischen Darstellung dieser Realität prallen zwei Ansichten aufeinander: Die des Gutmenschen und die des Opportunisten – zwei Filmemacher mit konträren Haltungen, die versuchen, eine Realität abzubilden und dabei scheitern. Aus dem Versuch der Rekonstruktion der Wirklichkeit wird eine filmische Konstruktion, das Individuum vor der Kamera wird zum Objekt – passend geformt. Über die Wahrheit kann der Zuschauer am Ende selbst entscheiden. Was bleibt, ist die Frage des Vertrauens in das dokumentarische Bild – eine kritische Betrachtung des dokumentarischen Prozesses.
http://www.filmschaubw.de/filmprogramm/programm/donnerstag-2-dezember-2010/schachmatt-oder-hackfleisch.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen