02.11.2010

Einführungswochenende für die Ağabey-Ablas 2010 - Rückblick einer Teilnehmerin



Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem einzigen Schritt. (Lao-tse)

Unsere Reise beginnt mit einem "Ja" von unserer Projektleitung Derya Abla oder dem Verschicken einer Bestätigungsmail an Ruhsar Abla. Pragmatisch? Mag sein. Aber im modernen ultraschnellen Medienzeitalter durchaus erfolgsträchtig. 58 Ağabeys und Ablas kamen zum Einführungswochenende des Programms, das vom 8. bis 10. Oktober in Bad Liebenzell realisiert wurde.

Die Vorfreude war groß auf dieses Wochenende, sogar im Facebook wurden Stimmen laut bzw. Buchstaben verlängert wie: "Bahaaaar, kommst du zum DTF-WEEEEEE?" Wer wird da sein? Werde ich ein schönes Zimmer haben - wenn ja wo mit wem und natürlich: Reichen vier Paar Schuhe oder kann man in Bad Liebenzell (einem 9000 Seelen Dörfchen) gut weggehen?

Dank einigem Managementgeschick von Derya Abla, Superpraktikantin Esra und Koordinatorin Ruhsar Abla waren wir mit Gepäck dann alle sicher im Bus verstaut und los gings zur 50 km weit entfernten Burg Liebenzell. Nach einigen angeregten Gesprächen mit dem Busfahrer, der sich als glühender Fan von FC Zagreb outete und seinen Schimpftiraden auf den "bleeeden Verkehr" kehrte doch wieder etwas Ruhe in den Bus ein; also zumindest dort wo ICH saß.

Auf der Burg Liebenzell erwartete uns nach unserer Ankunft eine Überraschung: Die Zimmernachbarn wurden bereits VOR der Reise per Losverfahren festgelegt. Das war ein geschickter Schachzug wenn man bedenkt, dass man trotz Kommunikationstalent aller Projektteilnehmer gern bei den bekannten Mit-Ağabeys oder Ablas bleibt. So war ein "Beschnuppern" von alten Projekthasen und neuen Projekthäschen (entschuldigt bitte neue Ağabey’s) besser möglich. Viele wussten ja anfangs nicht mal wie die "Anderen" - die jetzt ihre Zimmernachbarn waren – hießen, geschweige denn ob man jetzt ein Gemeinschaftsklo oder ein eignes haben würde.

Gleich nachdem die Zimmer bezogen waren – ich hatte ein Badezimmer! – ging es auch schon zum Abendbrot. Schon fingen ein paar türkische Mägen und ihre Besitzer das Rebellieren an. Waren wir Türken doch an ein deftiges Abendessen gewohnt... wo war das Fleisch und das "Biber"?
Schließlich kamen wir endlich zum fachlichen Teil des Wochenendes: "Begabung & Engagement" im Stipendien- und Mentorenprogramm Ağabey-Abla. In Kleingruppen eingeteilt hatten wir die Möglichkeit uns kennen zu lernen, mit einem für die Mehrheit recht befriedigenden Ergebnis. Als die Veranstaltung drohte sich mit der Übertragung vom Fußballspiel Deutschland gegen Türkei zu überschneiden, wurde sie gnädigerweise etwas verkürzt. Schließlich wird das Betriebsklima beim DTF zu Recht großgeschrieben. Allerdings stellte sich heraus, dass dieses Spiel fast schon ein Eigentor war, wenn man bedenkt, dass der türkische Fußballer Özil gegen die Türkei ein Tor schoss.

Im Übrigen beschlossen viele nach einigen Toren lieber den Raum des tragischen Public Viewings zu verlassen, da die Nerven bei dem desaströsen Spiel etwas blank lagen.
Draußen kam in der ersten Nacht zur Ablenkung das Thema Burggeist auf. Bei der Ankunft wurden wir informiert, dass es in einem bestimmten Zimmer spucken sollte. Der Geist wäre aber nur an Mädchen interessiert. Wie praktisch, dass die Männer fein raus waren und beschlossen die Ablas doch mit "Cin , cin, cin!"-Parolen (Cin bedeutet Dämon/Geist) nachts noch aufzuschrecken. Zugegebenermaßen war es in den drei Tagen auch schwierig nachts immer allein vom Haupthaus durch verschlungene, knirschende Gänge ins Zimmer zu schleichen. Als würde schleichen bei Spuk helfen, aber schaden kanns ja nicht.

Von recht energischem Küchenpersonal und der düsteren Legende des Burggeistes abgesehen konnte das schöne Wochenende an dem besonders gegen Ende auch das Wetter mitspielte nichts trüben. Zudem konnten viele Ağabeys und Ablas neue Talente entdecken, wie z.B. Karaokepraktiken im Bus, unschlagbare innovative Erschreckungsmethoden im Dunkeln und eine neue Art der Kommunikationsfähigkeit: von Null auf Freundschaft, wenn es auch erst mal über Facebook ist.

Festzuhalten ist außerdem, dass das Wochenende besonders am Samstag bestückt war mit viel nützlichem Input, überwiegend kompetenten Expertenvorträgen und dem Gefühl eine Gemeinschaft zu sein. Ich hoffe ihr stimmt mir zu, dass dieses Erlebnis in unserem Leben etwas Kostbares war, das nicht jedem so einfach geboten wird.

Den neuen Ağabeys und Ablas wünsche ich hiermit nochmal ein herzliches "Willkommen!" Schön, dass ihr euch uns angeschlossen habt. Das DTF werdet ihr hoffentlich genauso zu schätzen lernen wie wir "alten" Ağabeys und Ablas. Besonders da uns ab jetzt das neue Team inklusive der lieben Anna zu Verfügung steht. Hoşgeldin Anna, wir werden gemeinsam hoffentlich eine schöne Zeit haben!

Ich schließe angesichts unserer aller bikulturellen Identität nun mit Mustafa Kemal Atatürks Worten: "Gençler! Cesaretimizi artıran ve devam ettiren sizsiniz. Siz almakta olduğunuz eğitim ve kültür ile, insanlık özelliğinin, vatan sevgisinin, düşünce özgürlüğünün en kıymetli sembolü olacaksınız."

Bunu gerçekleştirmek için bir adım daha attınız. Hepimize kolay gelsin arkadaşlar!

Funda Doghan

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